Der Begriff Haltung geht, seinem Wortsinn nach, weit über das Einnehmen bestimmter Körperpositionen hinaus. Dieses Wort, das sich so schwer in andere Sprachen übersetzen lässt, ohne dass es seine Vieldeutigkeit verliert, bedeutet nicht nur Ausrichtung und aufrechter Stand oder Gang, sondern bezeichnet auch eine Einstellung zum Leben oder zur Welt – wie etwa die gewaltlose Haltung. Deshalb scheint es mir ideal, um die viele Aspekte des Yoga – von der Āsana-Praxis, über das Verhältnis zum Umfeld und mir selbst, bis zur Verkörperung des Geistigen in der materiellen Welt – in einem einzigen Wort anklingen zu lassen.
Es hat aber auch biographische Gründe, warum mir dieses Wort und seine vielfältigen Bedeutungen so wichtig ist: es verbindet drei Bereiche meines Lebens, die für mich schon lange von grosser Bedeutung sind: Fotografie, Philosophie und Yoga – die ich hier zusammen bringen möchte.
Als Fotografin interessiert mich die Haltung, die in Portraits ans Licht der analogen oder digitalen Oberfläche tritt.
Als Philosophin war und ist es die Haltung als ästhetische Einstellung zum Leben, die mich interessiert. Wobei hier ästhetisch nicht nur „schön“ meint, sondern – vom griechischen „Aisthesis“ abgeleitet – eine Wahrnehmung bezeichnet, die durch eine gewisse Distanz gekennzeichnet ist. Eine Distanz, die absieht vom Zweck einer Sache oder eines Gedankens und ihn als So-seiend einfach betrachtet. Aus dieser zweckfreien Betrachtung entsteht eine Haltung, die wie im Yoga zur Emanzipation, Autonomisierung oder Befreiung führt.
Als Yogini und Yogalehrerin interessiert mich die Körperhaltung aber ebenso die Wirkungen der Āsanas auf allen existenziellen Ebenen.
Wie lässt sich dies nun verbinden?
Dieser Blog soll ein Versuch sein, die verschiedensten Bedeutungen von „Haltung“ – in Hinblick auf Yoga als Āsana-Praxis, als Lebenseinstellung und als Philosophie darzustellen.